HIGHTECH UND HISTORISCHES KULTURGUT – DIE FASZINATION DER GEGENSÄTZE

„Tanken erkannt, soll ich den Tageskilometer auf null stellen?“, fragt die freundliche Frauenstimme im Computer meines Dienstwagens. Dann folgt der Versuch, ein Rädchen am Lenkrad zu drehen, bis auf dem Display im Armaturenträger die Position „ja“ ausgewählt ist. Das Rädchen drücken und der Tageskilometerzähler beginnt wieder bei null zu zählen. Welch‘ eine großartige Unterstützung, die einem moderne Fahrzeuge da anbieten.
Dennoch, ich mag moderne und innovative Fahrzeuge. Sie bieten darüber hinaus tatsächlich viele Features, die das Fahren sicher und äußerst komfortabel machen. Sie informieren topaktuell über Status von Fahrzeug und Umgebung und das moderne Navigationssystem leitet mich perfekt auf meinem Weg von A nach B.

Ohne Hightech
wären wir aufgeschmissen.

Ich bin ein fortschrittlich denkender Mensch, bin offen für neue Ideen, für innovative Technik und für eine zeitgemäße, moderne Unternehmensführung. Und nicht nur bei meinem Fahrzeug verlasse ich mich auf innovative Technik. Ohne Hightech in unserer Fertigung, die wir zum Schleifen und Messen von hochpräzisen Bohr- und Fräswerkzeugen einsetzen, wären wir aufgeschmissen. Auf unseren 20 Computergesteuerten Werkzeugschleifmaschinen und durch die Expertise unserer Fachkräfte entsteht die Präzision, mit der wir bei unseren Kunden für sichere Prozesse in der Zerspanung sorgen.
Doch zurück zum Auto. Einen besonderen Reiz hat es hier für mich, einerseits modernste Technik zu erleben und andererseits ganz geerdet auf alte Technik zurückgreifen zu können. So bin ich leidenschaftlich gerne mit meinem Oldtimer unterwegs. Ich nutze ihn auch im Alltag wann immer es geht und ich Muse dazu habe. Auch längere Reisen werden schon mal mit dem alten Auto unternommen, so wie vor kurzem ein Trip durch die Zentralschweiz.

Das Reisen im Oldtimer
hat seinen besonderen Reiz.

Es ist Sonntagfrüh, 6:30 Uhr, ich drehe den Zündschlüssel nach rechts und ziehe den Startknopf. Warten, warten, warten. Die Vorglühspirale ist jetzt leuchtend rot und das Ziehen des Startknopfes bis zum Anschlag startet den Motor. Der alte Diesel schüttelt sich kurz, am Drehregler stelle ich die passende Leerlaufdrehzahl ein, erster Gang, es geht los.
Mein Mercedes 190 D ist aus dem Jahr 1958 und ich habe ihn vor fast 40 Jahren aus erster Hand erworben und dann restauriert. Er hat vorne eine durchgehende Sitzbank, Lenkradschaltung und ein herrlich großes Faltschiebedach.
Die Anfahrt in die Schweiz führt uns über Basel und Bern nach Spiez am Thunersee. Nach gut 450 Kilometern genießt der Oldie einen Platz in der Tiefgarage und ich einen Kaffee auf der Hotelterrasse.

Montagfrüh, Traumwetter. Es geht los zur ersten Etappe meiner Oldietour. Entlang des Thuner- und des Brienzersees führt die Route über Brünig- und Glaubenbielenpass in Richtung Entlebuch nach Luzern am Vierwaldstättersee. Tag zwei: Das Faltdach ist geöffnet und über Altdorf fahre ich zum Klausenpass. Die Strecke ist atemberaubend und schöne Serpentinen wechseln sich mit kleinen Tunneldurchfahrten ab. Entlang steiler Felswände und tiefer Abgründe erreiche ich die Passhöhe auf 1942 m. Nach einer kurze Pause für Mensch und Maschine geht es weiter nach Klosters.
Am nächsten Morgen starte ich von hier aus unter anderem durch die Rheinschlucht zu meinem Ziel Andermatt. Die Strecke führt mich über den 2046 m hohen Oberalppass. Die letzte Etappe meiner Tour steht am Donnerstag an. Andermatt, Waasen, Sustenpass (2146 m) und zurück zum Thunersee. Eine gigantisch schöne Strecke. Selbst die vielen Fotos, die ich während der Tour gemacht habe, können die Eindrücke kaum wiedergeben.
Vorbei an 7 Seen und über 6 Alpenpässe bin ich nach insgesamt 1700 km am Freitagabend wieder zuhause. Den Spritverbrauch von 6,3 Litern Diesel pro 100 km finde ich sensationell. Das Auto ist immerhin 63 Jahre alt.

Echt, unverfälscht
und reduziert.

Ja, Gegensätze können faszinierend sein, so wie bei meinem Vergleich von moderner und alter Fahrzeugtechnik. Beides ist toll, doch es ist dieses Echte, Unverfälschte und Reduzierte, das mich bei alten Autos so begeistert. Es sind die liebevollen Details im Design, der besondere Geruch und vor allem dieses unaufgeregte, entspannte Fortkommen. Hören, riechen, fühlen, das gehört beim Bewegen eines Oldtimers wie ganz selbstverständlich dazu. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, damit unterwegs zu sein.


Und Fragen stellt höchstens der Beifahrer, jedoch nicht, ob der Tageskilometerzähler nach dem Tanken auf null gestellt werden soll. Denn der ist in diesem Auto erst gar nicht vorhanden.